Gesundheit und Fürsorge: Wichtige Werte für Unternehmen und Mitarbeiter

Gesundheit und Fürsorge: Wichtige Werte für Unternehmen und Mitarbeiter

In diesem Bloginterview mit Sabrina Di Pumpo geht es um das wichtige Thema Gesundheit und Fürsorge. Sie stellen wichtige Werte in der (Selbst-) Führung dar, um ein erfolgreiches Unternehmen zu schaffen.

Mit Sabrina Di Pumpo spreche ich über die Erwartungshaltung von Unternehmern/-innen bezüglich ihrer eigenen Leistung und der ihrer Mitarbeiter/-innen und wie man realistisch bleiben und Lösungen finden kann, die für das Unternehmen umsetzbar sind.

Ein weiteres Thema ist die Prävention von Burnout und auf welche Signale Unternehmen, Führungskräfte und Mitarbeiter/-innen bei Veränderungen im Verhalten und im emotionalen Zustand achten können, um frühzeitig einzugreifen.

Es werden verschiedene Methoden empfohlen, um die körperliche und geistige Gesundheit zu fördern. Wir gehen außerdem auf die Wichtigkeit von Fürsorge und Verantwortung ein und dass und wie kleine Veränderungen eine große Verbesserung bewirken können.

Sabrina Di Pumpo ist Heilpraktikerin für Psychotherapie, Entspannungspädagogin und Fachkraft für Stressmanagement (IHK).

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Foto: Irina Danneker, i.contrast Fotografie & Werbedesign

Transkript des Interviews (bearbeitet)
Katja Raschke

Herzlich willkommen, endlich mal wieder zu einem Bloginterview. Wenn Sie ganz frisch dabei sind: Mein Name ist Katja Raschke. Ich unterstütze kleine und mittlere Unternehmen dabei, die richtigen Mitarbeiter zu gewinnen, zu entwickeln und zu binden, so dass Sie ein erfolgreiches und entspanntes Unternehmen führen können.

Und heute freue ich mich, einen Gast im Blog-Interview zu haben. Und das ist Sabrina Di Pumpo. Sabrina ist Heilpraktikerin für Psychotherapie, systemische Beraterin, Entspannungstherapeutin und Fachkraft für Stressmanagement. Und wir werden uns heute darüber unterhalten, was das Thema Gesundheit im Unternehmen bewirken kann.

Bei mir kommt in Unternehmercoachings häufig vor: das Thema Balance, das Thema „Wie ist die eigene Gesundheit und wie kann ich sie stabilisieren, wie verbessern? Aber was kann ich auch für mein Team, für meine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen tun?

Und darum soll es heute gehen. Herzlich willkommen, Sabrina.

Sabrina Di Pumpo

Ja, danke für die Einladung.

Katja Raschke

Gerne. Ich würde ganz gerne direkt mit dir starten, wenn es um das Thema Gesundheit geht. Da haben wir einmal die physische Gesundheit, also die Fitness, die Ernährung, die Bewegung, aber gleichzeitig auch das Thema mentale und psychische Gesundheit. Ist das für dich dasselbe – mentale und psychische Gesundheit? Oder wirfst du das beliebig in einen Topf?

Sabrina Di Pumpo

Es ist natürlich Definitionssache. Wenn wir von psychischer Gesundheit sprechen, müssten wir ja im Gegenteil auch von psychischen Erkrankungen sprechen. Und die wird nun mal laut ICD10 (Erläuterung: „International Classification of Diseases“, Ausgabe 10) ganz klar definiert. Also wenn ich es unterscheiden wollen würde, dann höchstens in mental, was ich sage mal allgemeine Probleme angeht, ob das jetzt Trauerbewältigung ist oder vielleicht Überforderung, solche Sachen oder wirklich Depressionen, Angstzustände, Panikattacken, die laut ICD10 auch als psychische Erkrankung definiert werden. Das wäre, wenn ich eine Unterscheidung machen wollte, eine die wäre okay.

Katja Raschke

Wo gehst du in erster Linie thematisch hin? Du kommst ursprünglich auch aus einem Unternehmenskontext und hast dich dann in den Heilpraktiker- und Entspannungsbereich entwickelt. Insofern bringst du natürlich auch eine Menge Erfahrung vom Innenleben größerer Organisationen mit.

Sabrina Di Pumpo

Genau.

Katja Raschke

Was siehst du denn in deiner Arbeit eher? Das Thema Burnout oder das Thema Boreout?

Sabrina Di Pumpo

Eher Burnout tatsächlich. Wobei die Unterscheidung schwierig ist, weil sich leider Burnout und Boreout in denselben Symptomen manifestiert. Beides ist nach wie vor nicht als psychische Erkrankung gelistet. Und dann wird es halt auch immer so ein bisschen schwierig in der genauen Abgrenzung. Wobei die Ursachen natürlich ganz andere sind. Aber das, was nach außen sichtbar ist, ist beim Burnout das gleiche wie beim Boreout.

Katja Raschke

Okay. Was wäre das für dich?

Sabrina Di Pumpo

Das sind zum Beispiel so Sachen wie Niedergeschlagenheit oder so Symptome, die man auch bei Depressionen findet. Das können aber auch ganz physische Probleme sein, wie ein Tinnitus, wie Bauchschmerzen, Kopfschmerzen. Und das ist egal, ob es Burnout oder Boreout ist. Beides kann bei beidem vorkommen, je nach Mitarbeiter halt. Und das macht die Abgrenzung zumindest von außen schwierig.

Katja Raschke

Aber was ich häufig bei dem Thema jetzt zum Beispiel bei Depressionen erlebe, die wenn die bei Mitarbeitenden auftauchen ist, dass es dann ganz schwierig ist, Hilfe zu bekommen. Die schnelle Eingreiftruppe, die haben wir hier in Deutschland weniger. Da kommen dann Menschen wie du natürlich ins Spiel, die dort auch unterstützend eingreifen können, ein Stück weit abseits des regulären Gesundheitssystems. Aber die erst mal für Entlastung sorgen können.

Sabrina Di Pumpo

Richtig. Und ich kann da, glaube ich, auch für meine Kolleginnen und Kollegen sprechen. Wir sind auch gerne da, bis jemand einen Therapieplatz gefunden hat. Also ich finde nichts schlimmer als diese Unterscheidung denn, alle brauchen Hilfe. Nur, die einen können sich ein Heilpraktiker für Psychotherapie leisten, weil man es ja selber bezahlen muss und die Krankenkassen das nicht übernimmt, und die anderen eben nicht. So, und wenn jetzt jemand sagt, ich kann mir dauerhaft die der Therapie bei einem Heilpraktiker Psychotherapie nicht leisten, aber vielleicht als Erste Hilfe Maßnahme bis 6,7,8 Monate auf der Warteliste vergangen sind, dann können die natürlich gerne auf mich und die Kollegen zukommen. Wir sind niemandem böse, der sich dann einen Krankenkassenplatz sucht, um uns nicht mehr selber bezahlen zu müssen. Aber, dass man zumindest die Möglichkeit von erster Hilfe und ein Auffangen bietet. Das Wichtigste ist ja, dass die Leute erst mal jemanden zum Reden haben.

Katja Raschke

Das wäre natürlich auch ein ganz toller Benefit für Unternehmen, den sie ihren Mitarbeitern anbieten können. Das heißt in dem Fall etwas zu tun, nicht nur vielleicht bestehende Kontakte zu nutzen, zu Psychologen, Psychiatern, Ärzten im eigenen Netzwerk, sondern um dann auch eine Möglichkeit zu bieten „Pass auf, ich kenne hier jemanden oder ein Netzwerk, eine Gruppe von Heilpraktikern für Psychotherapie. Guck mal, ob da jemand für dich dabei ist.“ Und das auch ein bisschen finanziell zu unterstützen. (Hinweis: steuerliche Beratung machen wir hier nicht, wie das abzurechnen ist)  Aber natürlich könnten das Möglichkeiten sein, die wir und die Unternehmen durchaus auch nutzen können und im Hinterkopf haben können. Auch als Gesundheitsbenefit für ihre Mitarbeitenden. Auch unter dem Gesichtspunkt Mitarbeiterbindung ist das durchaus ein wichtiger Aspekt.

Sabrina Di Pumpo

Ja, auf jeden Fall. Und es gibt uns ja überall. Man kann ja auch sagen, wir suchen uns jemanden in der gleichen Stadt, mit dem wir zusammenarbeiten, oder vielleicht auch jemand in der Nachbarstadt, weil es ja immer noch so ein bisschen stigmatisiert ist. Denn vielleicht möchte man nicht in der Stadt, in der man arbeitet oder wohnt, auch noch bei einem Psychotherapeuten gesehen werden. Und dass man da einfach sagt, wir haben mehrere Anlaufstellen, vielleicht auch Männer und Frauen, so dass jeder jemanden findet, wo die Sympathie stimmt, wo er das richtige Umfeld findet. Das ist ja ganz wichtig.

Katja Raschke

Was würdest du denn hier sagen: Der eine Aspekt ist, wenn ich selber betroffen bin, also wenn es mir selber nicht gut geht. Der andere ist aber auch mit dem Blick auf die Fürsorgepflicht für das Team zu sagen, was sind denn Alarmzeichen? Wir haben gerade schon mal ein paar Symptome gesagt, aber was ist so ein Alarmzeichen, wo du sagst: Boah! Jetzt aber flott, jetzt flott Hilfe suchen. Und was sind vielleicht Alarmsignale, die ich von außen, wenn ich auf mein Team gucke, wahrnehmen kann.

Sabrina Di Pumpo

Ich würde, glaube ich, ganz gerne vor allem auf den Burnout eingehen. Es gibt eine Klassifikation des Burnouts. Die nennt sich der Burnout-Kreis. Das sind so zwölf Stufen, in denen sich ein Burnout in ungefähr dieser Reihenfolge entwickelt. Das Schwierige bei diesem Burnout-Kreis ist, dass die ersten drei Stufen für den Unternehmer, für den Vorgesetzten so wirken, als wäre dieser Mitarbeiter besonders engagiert. Der bringt sich total ein, der nimmt jedes Thema wahr, ist in jedem Projekt mit dabei, macht überall mit.

Also die ersten drei Stufen sind im Prinzip so, dass Mitarbeiter geprägt, vom Zwang sich zu beweisen, verstärkter Einsatz, die eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen, was nach außen natürlich aussieht wie jemand, der sich wahnsinnig mit dem Unternehmen identifiziert und sich ganz viel einbringt. Das heißt, wenn ich bemerke, dass ein Mitarbeiter sich auf einmal so verändert in diese Richtung, kann das schon ein erstes Zeichen sein. Und das nächste Viertel ist im Prinzip dann schon dieses: Konflikte und eigene Bedürfnisse werden verdrängt. Also vielleicht fällt mir auf, die Mitarbeiterin ist nicht mehr so schick angezogen wie früher oder kommt mit ungewaschenen Haaren oder erzählt „Ach, ich war schon drei Wochen nicht mehr beim Sport“, was ganz wichtig war. Das sind so Sachen, wo ich hellhörig werden kann, wenn so eigene Werte umgedeutet werden, wenn vielleicht auch Probleme einfach verleugnet werden. Das sind im Prinzip die Phasen, wo ich als Vorgesetzte oder als Unternehmen noch ganz gut einschreiten kann.

Wenn es dann in die zweite Hälfte des Kreises geht. Und da geht es um Rückzug, da geht es um Verhaltensänderungen, da geht es darum, dass die Leute sich selber gar nicht mehr wiedererkennen. Das zeigt sich auch oft entweder in totalem Rückzug oder vielleicht auch in aggressivem Verhalten den Kolleginnen gegenüber. Dann wird es eher schon Zeit, dass da professionelle Hilfe ins Spiel kommt. Weil dann ist der Fortschritt schon zu weit. Und diese Veränderung des eigenen Charakters so stark, dass es schwierig wird, als Unternehmen da irgendwie noch mit einzugreifen.

Aber diese ersten sechs Stufen hat man ja schon mal als gute Anzeichen, um die Leute vielleicht auch einfach mal darauf anzusprechen und zu sagen „Pass mal auf. Mir ist aufgefallen, was auch immer sich da gerade geändert hat. Geht es dir gut?“ Ja, dass einfach mal so dem Mitarbeiter oder der Mitarbeiterin auch klar wird „Hier kümmert man sich um mich und ich stehe hier nicht auf verlorenem Posten. Ich bin kein Einzelkämpfer.“

Während hingegen das letzte Viertel das ist, was man so typisch als Depression kennt. Innere Leere, Depression, völlige Erschöpfung. Ich komme morgens nicht mehr aus dem Bett und dann würde ich tatsächlich auch sagen, dann sind auch wir Heilpraktiker raus. Dann ist unter Umständen stationärer Aufenthalt gefordert, Medikamente, was auch immer, dann erst mal aufbauend wieder wirkt. Das dann ist aber eigentlich auch schon zu spät.

Katja Raschke

Insofern ist es mega tricky, denn gerade so dieses erste Viertel ist natürlich das, was sich das Unternehmen wünscht und dazu wünscht sich engagierte, leistungsstarke Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Die, wenn ich das Auge draufhabe und eine gute Verbindung zu meinem Team leben möchte, sicherlich auch den Blick darauf haben: „Nee, Sie bleiben jetzt nicht so lange, Sie gehen jetzt nach Hause.“ Ja, also auch da aus der Fürsorge heraus agieren. Aber trotzdem gibt es ja sehr unterschiedliche Belastungsgrenzen bei Mitarbeitern. Sehr unterschiedlich auch vielleicht zum Unternehmer. Vielleicht auch getrieben durch die Vision oder das, was man erreichen möchte als Unternehmer. Und das kann durchaus auch noch mal eine Diskrepanz sein und da diesen bestimmten Punkt zu finden. Grundsätzlich erst mal bis wohin ist gut und bis wohin oder ab wo wird es vielleicht kritisch? Und gleichzeitig zu gucken, das Unternehmen muss laufen. Also diese Kombi einfach für sich selber da hinzukriegen, ist ein ganz wichtiger Punkt.

Sabrina Di Pumpo

Genau deswegen würde ich sogar fast sagen: Am besten kann ein Unternehmen seinen Mitarbeitenden helfen, indem sie aufklären, indem sie Infos anbieten, ob das jetzt durch die Werksärzte passiert oder durch externe Kräfte. Oder, dass die Mitarbeitenden für sich selber klar haben, wenn ich für mich darauf achte oder auch die Führungskräfte und Unternehmerin selber natürlich  – wenn ich in erster Linie darauf achte, dass es mir gut geht, dann bin ich auch in der Lage, anderen zu helfen.

Das ist das Sauerstoffmasken-Prinzip aus dem Flugzeug. Ja, die Sauerstoffmaske erst für mich und dann kann ich allen anderen helfen.

Und wenn man da noch eine gewisse Sensibilisierung im Unternehmen schafft und gleichzeitig aber auch diese Stigmatisierung aufheben kann, dass es nicht mehr irgendwie verpönt ist, wenn jemand sagt, ich leide unter einem Burnout.

Burnout ist ja letzten Endes schon die Rechtfertigung, den Ansatz einer Depression haben zu dürfen, weil Burnout hat ja was damit zu tun, dass ich so wahnsinnig viel geleistet habe. Das ist ja was Gutes in unserer Leistungsgesellschaft. Das heißt, wenn ich es schaffe, im Unternehmen hinzubekommen, dass es kein Stigma mehr hat, sondern dass die Mitarbeitenden zum Chef gehen können oder zur Chefin und sagen können „Pass mal auf, es ist mir gerade alles viel zu viel. Wir müssen da eine Lösung finden, weil das schaffe ich nicht mehr.“ –  perfekt. Und da ist halt wichtig, dass die Mitarbeiterinnen das selber auch bemerken, wenn sie über diese Grenze treten.

Katja Raschke

Und bis wohin bin ich eben auch bereit, damit offen umzugehen?

Burnout und Boreout – das sind auch jeweils ein gewisses Modewort und einfach eingeflossen.

Ja, auf der einen Seite, wann? Wann bin ich erschöpft? Wann tut es ein längerer Urlaub, im Sinne von „jetzt sind drei Wochen Pause angesagt“ und wann ist es wirklich schon so, dass ich sage, es kippt. Es ist mehr, es steckt mehr dahinter. Das finde ich nach wie vor schwierig, also da auch zu sagen, wann reicht es, und wann braucht es mehr?

Sabrina Di Pumpo

Ich glaube, was wichtig ist, ist wenn ich permanent unter hohem Druck stehe, egal ob der jetzt von außen vorgegeben ist oder ob das mein subjektives Empfinden ist. Und wenn das permanent ist, dann muss ich genauer hingucken.

Es gibt immer Phasen, in denen viel zu tun ist, und die können auch mal zwei, drei Monate dauern. Das ist, das gehört ja auch irgendwie zum Berufsleben mit dazu. Aber das darf halt kein Dauerzustand sein. So, das ist, glaube ich, nicht der wichtigste Unterschied, aber schon auch etwas, wo ich genauer hingucken muss. Zum Beispiel: Ich arbeite im Marketing und hab eine Messevorbereitung. Das ist wahnsinnig viel Arbeit und dann ist es in der Zeit auch mal stressig. Aber das ist auch okay, wenn es danach wieder aufhört. Das ist ja dieses ganze Thema akuter Stress, chronischer Stress. Ab wann wird es gefährlich? Und wenn es immer mal wieder ist, aber auch immer wieder Phasen von Erholung dazwischen liegen oder in denen ich in einen normalen Arbeitstakt kommt, dann kommt da eigentlich auch jeder ganz gut mit klar.

Katja Raschke

Und das ist nach wie vor so das Thema, glaube ich auch der Erwartungshaltung, also die Erwartungshaltung, die ich an mich selber habe, als Unternehmer oder Unternehmerin gleichzeitig mit dem, mit welcher Erwartungshaltung gehe ich da durch?

Letzens gab es eine Diskussion auf LinkedIn, wo jemand auch sagte, ich arbeite gerne viel, er selber Unternehmer. Ich arbeite selber gerne viel. Die Stundenzahl habe ich jetzt gar nicht mehr im Kopf. Es war aber jenseits dessen, was wir im Arbeitszeitgesetz für Mitarbeiter festgeschrieben haben. Und  – das mache ich gerne. Also dieses Thema Leistungsbereitschaft, mir bereitet es Freude. Ja, es ist mal anstrengend im Sinne von ich bin abends müde, aber es ist trotzdem erfüllend. Und irgendwann gucke ich auch mal auf meine Pausen. Aber da hatten wir auch so Diskussionen, so lange du das nicht von jedem deiner Mitspieler erwartest, dass die genauso agieren….  denn nicht jeder hat deine Leistungsfähigkeit, nicht deinen Drive, nicht deine Vision, nicht ein Antrieb dahinter und vielleicht auch nicht deine in dem Fall noch jugendlichere Leistungsfähigkeit, die sich durchaus auch im Leben ändert.

Und das sind so Themen, wo ich sage, diese Offenheit, darüber einzusteigen in das Gespräch und gleichzeitig zu gucken, was ist für das Unternehmen machbar. Und wie ist es machbar. Also, welche Lösungen kann ich grundsätzlich finden und bis wohin kann ich vielleicht dann erst mal keine Lösung finden, dann muss ich es erst mal abgeben.

Und da nochmal eine Brücke zu bauen zu jemandem wie dir, ist eine Möglichkeit. Aber im Vorfeld, wenn man jetzt wieder zu deinem Burnout-Kreis kommt. Häufig ist er dann die zweite Hälfte des Kreises, etwas, wo ein Unternehmen stärker mit Instrumenten wie Kritikgesprächen einsteigt. Wenn Sie merken, die Leistung lässt nach. Oder es gibt ein BEM-Gespräch in irgendeiner Form, also ein Eingliederungsgespräch. Dann sind das ja durchaus Dinge, die von Mitarbeitenden schon so als Repressalien-Werk empfunden werden können. Das sind sie nicht immer und so sind sie auch nicht immer aufgesetzt. Aber grundsätzlich können sie erst mal so wirken.

Schöner ist natürlich, wenn wir immer in der Prävention mehr tun können. Da würde ich ganz gerne mit dir noch mal einsteigen, weil da hast du ja auch ein bisschen was mitgebracht an Tipps.

Aber  ein Punkt davor noch mal, und ich glaube, das ist mit mittlerweile Unternehmern und Unternehmerinnen total klar, dass die Ausfallkosten, die sich ergeben, exorbitant sind. Ja, das zieht ja Kreise. Dann habe ich den ersten, der länger ausfällt. Und je kleiner das Unternehmen, umso schlimmer wird es. Dann kann das natürlich sich ganz schnell zu so einer ja explosionsartigen Entwicklung gestalten. Dann zieht es nämlich ganz schnell von einem zum anderen (Anmerkung: kein Ersatz, Überlastung).

Sabrina Di Pumpo

Ja, ich habe noch mal ein paar Statistiken rausgesucht. Es gab letztes Jahr von der DAK einen Gesundheitsreportmit recht interessanten Zahlen drin und da hat sich herausgestellt, dass psychische Erkrankungen an den Arbeitsunfähigkeitsfällen in Deutschland zwar nur 6,9 % der Fälle ausmachen, aber 19 % der Ausfalltage. Also wenn jemand mit einer psychischen Erkrankung ausfällt, dann auch meistens gleich länger. Und je länger die anderen Kollegen dann mit einspringen müssen, dann sind wir wieder bei dem Rattenschwanz, den du gerade erwähnt hast.

Katja Raschke

Also ganz häufig nach wie vor klassisch vorne liegen, also mal Erkrankungen des Bewegungsapparates, da kann es auch mal zu längeren Ausfallzeiten kommen. Häufig ist es dann aber „repariert“. Und das andere Thema, auch wenn es dann vielleicht noch Physio und Bewegungsgeschichten gibt oder sowas, aber das läuft dann in der Regel außerhalb des Arbeitsbereichs.

Sabrina Di Pumpo

Genau.

Katja Raschke

Das andere ist halt permanent dabei.

Sabrina Di Pumpo

Richtig. Wobei, und da möchte ich mal mit einem kleinen Vorurteil aufräumen: Nur weil jemand mal eine psychische Erkrankung hatte, heißt das nicht, dass er die für den Rest seines Lebens hat. Das kann sein, bei Depression, als klassisches Beispiel. Es kann sein, dass jemand eine chronische Depression entwickelt und den Rest seines Lebens damit umgehen muss. Diese Leute lernen aber auch in guten Therapien, was Methoden sind, dass sie nicht davon eingeschränkt werden, dass sie halt nicht so tief in das Loch fallen. Nicht so lange in dem Loch drin sind.

Es gibt aber auch Menschen, die haben mal eine depressive Episode und das kommt nie wieder. Es gibt ja immer noch dieses Bild von jemand, der Depression hat, der hat Depressionen. Aber manchmal hatte er auch nur eine Depression und kriegt sie nie wieder.

Katja Raschke

Er ist aber auch nicht die Depression.

Sabrina Di Pumpo

Genau, danke

Katja Raschke

Es beschreibt einen in einer Phase. Aber es ist nicht die Persönlichkeit – erst mal.

Sabrina Di Pumpo

Genau.

Katja Raschke

Diese Bilder jetzt noch mal rausgenommen…

Sabrina Di Pumpo

Eben nicht davon auszugehen, dass das immer und immer wieder kommt. Und (dass es ) bei diesem Mitarbeiter, dieser Mitarbeiterin immer wieder (zwangsläufig) zu Arbeitsausfällen führt.

Katja Raschke

Das spielt so ein bisschen auf das auch auf dieses Bild vom von Caroll Dweck mit dem mit dem Growth-Mindset und dem statischen Mindset ein. Wenn ich letztendlich auch mit so einer Haltung an meine Mitarbeiter herangehe, dass sie sich immer entwickeln können, dann bin ich eben auch ein Stück weit von diesem Stigma entfernt, dass es da nicht auch wieder eine Entwicklung zum Positiveren geben kann.

Sabrina Di Pumpo

Ja, eben, ganz genau.

Katja Raschke

Was würdest du denn sagen? Also ich erlebe es wirklich bei vielen Unternehmern und Unternehmerinnen, die ichim Coaching habe. Da kommt das Thema auf „Wie kriege ich meine Führung, meine Mitarbeiter und mich unter einen Hut.

Also wie können wir erfolgreich sein, aber gemeinsam erfolgreich sein. Und häufig sind halt so Themen, wie Gedankenkarussell. Wir haben das Thema, „ich komme nicht in den Schlaf. Ich habe wirklich so viel zu tun. Ich krieg das auch mit meinem Rhythmus, Ernährung und so diese Dinge alle nicht auf die Kette, aber eben auch diese Überlastung im Kopf, die häufig da ist. Das kann eben schnell kippen. Und das geht dann auch in Richtung Stimmungsänderungen, man ist schnell auf 180. Und eigentlich entspricht mir das gar nicht und ich will das auch gar nicht. Aber es funktioniert halt ganz anders.

Ich finde immer gut, wenn dieser Punkt der Beschäftigung damit erreicht ist und der erste Ansatz im Coaching kommt, indem wir drüber sprechen. Denn dann können wir Lösungswege aufmachen und da kann es durchaus heißen, jemand guckt, was er selbst tun kann. Wie versorgt er sich selber gut mit Nahrung, Luft und Wasser. Das so als die Erste-Hilfe-Variante.

Sabrina Di Pumpo

Genau.

Katja Raschke

Was kann man darüber hinaus tun in Richtung Gespräche? Wo gibt es handfeste Lösungen, die einfach, ganz einfach und banal helfen können? Dadurch nämlich, was man delegiert, indem man Prozesse optimiert. Also das ist mehr so die Businessseite. Oder wie kriege ich den und den Mitarbeiter dahin, dass er das und das kann und annehmen kann – also solche Dinge die dann ineinandergreifen. Aber was können wir jetzt in der Prävention tun? Das vorhin schon mal gesagt, Aufklärung ist ein Thema?

Sabrina Di Pumpo

Genau. Aufklärung ist ganz wichtig. Enttabuisierung ist ganz wichtig. Führungskräfte sollten auch wissen, wie spreche ich denn Mitarbeitende an, wenn ich den Eindruck habe. Also nicht mit der Holzhammermethode „Du musst jetzt“ – über das ganze Wörtchen „müssen“, das  ist sowieso mein persönliches rotes Tuch, sondern wirklich empathisch auf die Leute zuzugehen. Auch mal zu fragen „wie geht es dir und wie kann ich dir vielleicht helfen? Was kann das Unternehmen dir Gutes tun?“

Und ich weiß nicht, was ist deine Erfahrung? Es gibt ja seit 2013 auch die Verpflichtung, eine Gefährdungsbeurteilung für psychische Erkrankungen oder für psychische Gefahren zu machen. Ich weiß, in vielen Unternehmen gibt es die althergebrachte normale Gefährdungsbeurteilung mit „Wo ist die Stolperfalle, wo kann ich in die Maschine packen und solche Sachen. Aber eigentlich ist auch die psychische Belastung ein verpflichtender Teil seit zehn Jahren.“

Katja Raschke

Da würde ich mal ganz ketzerisch sagen, der Anteil ist verschwindend gering.

Sabrina Di Pumpo

Das ist nämlich auch mein Eindruck. Und das wäre zum Beispiel ein Ansatz, wo jedes Unternehmen sagen kann okay, wir müssen doch diese Gefährdungsbeurteilung sowieso durchführen, dann lasst uns da doch mal genauer hingucken. Was gibt es denn vielleicht bei uns im Unternehmen, wo es hakt? Wenn ich weiß, die Treppe ist unsicher, mache ich ein Geländer dran. Warum soll das nicht bei psychischen Erkrankungen im übertragenen Sinne genauso funktionieren? Oder so Dinge, wie was du gerade angesprochen hast, mit Ernährung usw. Habe ich eine Kantine? Und wenn ja, gibt es da auch gesundes Essen und nicht jeden Tag nur Schnitzel und Currywurst. Solche Sachen. Das kann halt jedes Unternehmen auch ganz gut machen.

Was ich aber auch wichtig finde, und das gilt sowohl von Seiten des Unternehmens, das zu respektieren, als auch von Seiten der Mitarbeiter und der Führungskräfte, das selber einzuplanen. Habe ich ein soziales Netz? Habe ich ein soziales Netz und treffe ich meine Freunde auch. Wenn ich den ganzen Tag von einem Termin in den nächsten drei Wochen habe ich nicht abends einen Termin drin: Ab 18:00 oder ab 19:00 Uhr –  „ich treffe mich mit Freunden“  und halte den genauso ein, wie ich den ganzen Tag jeden anderen Termin auch einhalten.

Ich „muss“ mir Freiräume schaffen, mir Freiräume schaffen für Sport, für Bewegung, generell Pausen. Wie mache ich Pausen? Wenn ich den ganzen Tag körperlich arbeite und renn danach noch zum Sport, dann bin ich erschöpft. Das heißt, wenn ich körperlich arbeite, sollte ich entspannen, indem ich den Körper entspanne und was für den Kopf tue. Wenn ich mit dem Kopf den ganzen Tag arbeite, ist es gut, wenn ich danach zum Sport gehe, um den Kopf auszukriegen. Stichwort Gedankenkarussell und nicht in den Schlaf kommen und so, das zählt halt auch mit dazu

Katja Raschke

Die Selbstfürsorge. Welche Angebote tun mir da gut. Genau wie ich viele Angebote eben auch ins Team einbringen kann.

Sabrina Di Pumpo

Genua richtig. Vielleicht gibt es auch in dem einen oder anderen Unternehmen je nach Größe die Möglichkeit, ein Fitnessstudio anzubieten oder mal Entspannungskurse mit anzubieten oder so? Bring den Leuten mal bei, durchzuatmen. Das klingt so doof, aber wenn wir den ganzen Tag in dieser Stressatmung sind, dieses flache, hektische in dem Brustkorb, dann sind wir abends fix und fertig. Und einfach mal zwischendurch noch einmal recken und strecken und durchatmen. Das kann schon so viel bewirken.

Katja Raschke

Einer meiner Lieblingssprüche „Atmen, nicht vergessen“. Häufig sage ich, „atmen, nicht vergessen“. Und dann müssen meine Kunden oft schon grinsen, weil dann ist für Sie alles klar. Ja, also das ist, glaube ich, schon ein ganz wichtiger Punkt, da zu sagen, welche individuellen Dinge gibt es, aus diesem Portfolio, die gerade jetzt helfen, welche machen einfach Sinn.

Also netterweise muss ich ja sagen, dass ich das zu großem Teil bei meinen Kunden erlebe, dass sie eben diese grundsätzliche Fürsorge haben, dass sie auch sehen, da ist jemand, der macht gerade keine Pause. Und die beim ersten Mal, wo jemand sagt „Ich habe gerade keine Zeit, ich will das gerade fertig machen“ sagen „Okay, in Ordnung, danke für das Engagement, aber gleich dann bitte.“ oder „Morgen ist der Tag bitte wieder ruhiger oder strukturierter“ oder was auch immer jetzt gerade das Thema ist und da schon den Blick draufhaben.

Schwierig ist es, glaube ich, gerade die letzten Jahre geworden. Durch Corona veränderte Arbeitssituationen, auch noch mal verändert durch Remote- oder Hybridarbeit. Wo der Blick in der Kaffeeküche einfach fehlt. So der kleine schnelle Seitenblick. Okay, ich sehe, da geht gerade was ab in irgendeiner Form. Sei es in Richtung Traurigkeit, in Richtung Verzweiflung, in Richtung Aufregung, Wut, was auch immer gerade so passieren kann, man kriegt die Emotionslage nicht so schnell, so unmittelbar mit.Und dadurch auch weniger schnell glaube ich diese Veränderungen mit. Die, wenn ich jemanden täglich wirklich physisch auch sehe, ich sehr viel schneller mitbekommen kann.

Sabrina Di Pumpo

Und auch die Mitarbeitenden untereinander mal in dieser kleine Plausch in der Kaffeeküche, dieser kleine Quatsch in der Raucherecke, das ist so wichtig, um nicht nur das Gefühl zu haben, ich bin hier eine Zahl in diesem Getriebe des Unternehmens und mache hier einfach nur meinen Job, sondern ich habe vielleicht auch Freunde im Unternehmen oder zumindest Kollegen, mit denen ich mich sehr gut verstehe, die ich regelmäßig sehe oder so gewisse Routinen. Routinen sind ja so wichtig, um einen klaren Kopf zu behalten. So, und da ist durch Corona und durch dieses Ganze „mal im Homeoffice, mal im Büro und immer hin und her“, sehr viel durcheinandergekommen.

Katja Raschke

In Summe haben wir jetzt sowieso auch noch so ein paar andere weltpolitische Krisen, die ja auch noch einwirken. Hast du für dich gesehen in dieser Zeit jetzt, dass das zugenommen hat?

Sabrina Di Pumpo

Ja, auf jeden Fall. Also das, was zugenommen hat, vor allem bei Jugendlichen sind so diese ganzen sozialen Phobien. Also einfach durch diese lange Isolation, auch durch Homeschooling und so, das hat zugenommen. Und was ich auch bemerkt habe, dieser ganze Bereich Angst, Angststörung durch den Ukrainekrieg, also dass für viele Menschen auf einmal das doch wieder so als ganz konkrete Bedrohung oder zumindest Möglichkeit besteht. Plus wir sind ja in Deutschland sehr multikulturell. Ich habe halt auch Patienten, die irgendwie noch Eltern in der Ukraine haben oder in Russland oder in Weißrussland, wo es dann auch ganz konkret um die Familie geht und um Sorgen und Ängste, die man hat. Also das ist schon tatsächlich leider sehr viel mehr geworden.

Katja Raschke

Also man spürt, Bedrohung oder Bedrohung wird sehr nah am eigenen Leib wieder gespürt . Und auf der anderen Seite kommen eben auch so diese wirtschaftlichen Ängste. Was für mich so konträr ist. Weil Möglichkeiten haben wir genug. Also gerade in Deutschland, wenn alle darüber jammern, dass sie die richtigen Leute nicht finden (und wir können jetzt endlos darüber diskutieren, was sind jetzt Treiber warum dann manche Menschen nicht arbeiten, aber oder sich da nicht so bewegen und engagieren auf der anderen Seite oder nicht so leistungsbereit sind auch) . Das ist ein ganz anderes Fass, dass wir nochmal aufmachen können. Also zwischen Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft liegt eben auch noch mal was dazwischen.

Aber dieses Aufklären, Thematisieren, Angebote machen, all das müssen keine großen Dinge sein, das kann auch klein sein. Das kann auch das Gespräch sein, das Fürsorgliche. Das kann das Angebot sein, zu sagen, wir stellen Wasser zur Verfügung  im Unternehmen. Wir haben eine bewegte Pause. Was auch immer. Und da auch die Entlastung über den Körper zu haben. Bei jemanden, der mehr sitzt. Was gibt es noch? Was können wir noch tun?

Sabrina Di Pumpo

Ich habe zum Beispiel auch schon in Unternehmen Entspannungskurse gemacht. Da können dann die Mitarbeiterinnen, die sagen okay, ich sehe da bei mir Bedarf oder es interessiert mich vielleicht auch einfach nur, können dann daran teilnehmen. Und das Interesse ist jedes Mal erstaunlich hoch, weil ich am Anfang auch dachte, so, wenn ich jetzt mal in die Unternehmen gehe und so was mal anbiete, wer weiß, ob das überhaupt Leute interessiert.

Das ist wirklich quer durch alle Altersgruppen, egal welches Geschlecht. Da sind immer Leute, die sagen finde ich super, möchte ich mal mitmachen. So was. Und das sind ja auch alles Sachen, die nicht die Welt kosten, wo ich als Unternehmen sowieso ja ein bisschen was geltend machen kann. Wo ich aber auch sagen kann, egal wie viele Mitarbeitende ich habe, das kann ich immer mal zwischendurch anbieten im Rahmen von Gesundheitswochen. Jedes Unternehmen, was ein BGM hat zum Beispiel, hat ja solche Programme sowieso. Da gibt es so viele tolle Leute, die das anbieten, einfach mal sowas mit reinnehmen oder mal eine Ernährungsberatung. Wie kann ich mir neben meinem stressigen Job trotzdem noch was Gesundes kochen? Abends noch? Da gibt es so vielfältige Möglichkeiten.

Katja Raschke

Was man da einmal gucken muss, wenn man mit solchen Themen auf kleinere Unternehmen zugeht. Die haben kein BGM genau in der Form, aber es ist immer möglich,  dass man sagt, wir machen ein, zweimal im Jahr, so ein paar Thementage, also wie man es auch immer nennt…  Gesundheitstage. Und dann kann man eine schöne Mischung machen zwischen Themen, wie eben Entspannung, Stressreduktion, Routinen, Ernährung, Bewegung. Einfach ein bisschen Buffet schaffen.

Bei zwei Unternehmen habe ich das schon mit begleitet, dass wir solche ähnlichen Dinge machen. Zwar unter einem anderen Namen. Da gab es Dinge, die in die persönliche Entwicklung gingen, in Richtung Kommunikation, aber eben auch in das Thema Entspannung zum Beispiel. Um da zu stärken.

Und was du vorhin noch gesagt hast, das war das Thema wie gehen Führungskräfte auf Menschen zu.

Da ist Schulung, Awareness, Kommunikation ein Thema. Gleichzeitig nicht mit der Brechstange und dem drohenden Finger, dass es in die Repressalienecke kommt, sondern mit dem Hilfsangebot auf der einen Seite. Was ich aber immer auch wichtig finde, zu sagen in dieser Klarheit, also weder in die „Repressalien-du-musst- Ecke“ noch in „die-du-armer-Tropf-Ecke“,  also dieses verzärtelnde, sondern anzusprechen mit „mir ist da was aufgefallen, magst du drüber sprechen?“ Das auf der einen Seite und auf der anderen Seite:  Bis dahin kann ich dir helfen, aber da kann ich dir nicht mehr helfen. Also mit dieser klaren Prämisse auch rein zu gehen, zu sagen: “Ich will dir nichts Böses, ich habe eine eine Verantwortung für dich. Die nehme ich wahr, du ist mir wichtig“. Und gleichzeitig sagen. „Ich habe aber auch eine Verantwortung für dieses Unternehmen“ und das genau in dieser Klarheit mit reinzubringen, finde ich eine wichtige Botschaft dabei für denjenigen, der mir da gegenübersitzt oder der betroffen ist.

Sabrina Di Pumpo

Ja, vor allem, ich habe ja nicht nur Verantwortung für den Mitarbeiter, der gerade vor mir sitzt und dem es nicht gut geht, sondern auch für alle anderen im Team. Denn die sind ja auch Teil des ganzen Systems. Was ich vielleicht auch noch mit als Idee mal reinbringen möchte, ist. Ich habe ja über die IHK die Fachkraft für Stressmanagement gemacht. Dadurch kann ich ja zum Beispiel in Kleinunternehmen als externe Beratung einfach reingehen und sagen „Guck mal hier“. Man kann aber natürlich auch als kleines Unternehmen, auch wenn man kein BGM hat, ein Mitarbeiter eine Mitarbeiterin finden, die das ganze Thema vielleicht interessiert und die entsprechend ausbilden lassen. Dann habe ich im Haus jemanden, ohne dass ich ein riesiges betriebliches Gesundheitsmanagement aufbauen muss. Aber ich habe jemanden, der Ahnung hat, der die eine oder andere Strategie erlernt hat, wie man mit dem Thema umgeht, der vielleicht auch bei den Mitarbeiterinnen mal ein bisschen drauf achten kann. Also auch das kostet kein furchtbar dolles Geld und ich habe jemanden im Haus, der einfach ein Auge draufhaben kann, was vielleicht auch die Führungskraft in ihrem normalen Alltagsgeschäft nicht immer haben kann. Das muss man ja auch mal sehen. Die sitzen ja auch nicht da und drehen Däumchen.

Katja Raschke

Und das sind manchmal so kleine Dinge, in dem Fall  zu sagen: wenn du jetzt weißt, dir tut Hypnose gut oder du weißt, das ist Meditation, die tut dir gut, oder Progressive Muskelentspannung ist für jemanden, der körperlich aktiver ist, vielleicht die schönere Variante. Und der da ist zu sagen „Du ehrlich, da gibt es auch wunderbare Apps, für die du auch in der Mittagspause dir einfach mal die Ohren stöpseln kannst, wenn du dann dadurch von allem anderen abschaltest. Hier sind ein paar  Apps, ein paar Ideen. Vielleicht ist da was für dich dabei.“ Mittlerweile bieten ja selbst die Krankenkassen solche Dinge an. Verschiedene gesetzliche Krankenkassen, die irgendwelche Programme in der Richtung anbieten, die man nutzen kann, was auch nicht die Welt kostet. Selbst wenn, man das mal nur für ein Monat bucht. Also einfach ausprobieren. Das sind alles kleine Sachen, die nicht mega ins Geld gehen. Auch nicht für den Einzelnen, wenn er sie selber macht als Prävention und sagt, ich will nicht, dass mein Unternehmen da was mit zu tun hat. Ich mach das auch selber. Aber auch nicht als Unternehmen, als Angebot.Sabrina Di Pumpo

Ja, richtig,

Katja Raschke

Es ist wichtig, aber was ich sehr schwierig nach wie vor finde, diese eigene Belastungsfähigkeit. Na, wenn ich früher in die Stellenanzeigen geguckt habe und da stand Belastbarkeit, da schreibt ja kaum einer mehr. Ja, eine Belastbarkeit oder auch Resilienz brauche ich. Ich glaube für alle Funktionen im Leben. Also nicht nur für mich für die Arbeit. Aber wie kann ich das für einen selber rauszufinden und das auch im Miteinander für die Aufgaben für das Unternehmen zu finden. Das ist nach wie vor ein spannender Prozess.

Sabrina Di Pumpo

Ja, deswegen poche ich immer so auf das Thema Aufklärung. Ich bin ja selber in der Industrie groß geworden und ich weiß aus eigener Erfahrung, aus eigener leidvoller Erfahrung, wie schwierig das ist, seine eigenen Grenzen zu kennen. Und man selber denkt immer, zumindest ging es mir damals so, „Ist alles gut, ist alles gut, ist alles gut“ und irgendwann kommt dann die Quittung. Was ist denn jetzt genau passiert? Und je mehr ich im Vorfeld aufkläre und Mitarbeiter dafür sensibilisieren, was so Warnzeichen sind, umso schneller merken sie es. Und je früher ich mir Hilfe hole, umso kürzer ist der Zustand, sage ich mal in Richtung Burnout. Das ist einfach so.

Katja Raschke

Ja, und auch die eigene Fähigkeit, das mal von oben zu betrachten. Also diesen Schritt zurück zu gehen und sagen „Hilfe, was passiert hier gerade genau“. Und aus der Vogelperspektive mal drauf zu schauen und zu sagen „Hoppla“.  Eine Vogelperspektive funktioniert gleichzeitig immer besser mit jemand anderem zusammen. Aber wenn ich so diese eigenen Alarmsignale für mich selber bekomme und dann sage „Oh, ich glaube, ich muss mal jemand ein paar Fragen stellen.

Sabrina Di Pumpo

Genau.

Katja Raschke

Ja, prima. Okay, hast du noch was, das du ergänzen möchte?

Sabrina Di Pumpo

Ich glaube, ich habe so alles untergebracht. Also wichtig ist mir wirklich, dieses Entstigmatisieren. Redet darüber. Alle untereinander, miteinander. Von mir aus auch übereinander. Ist mir völlig egal. Ich feiere ja so Leute wie einen Kurt Krömer oder einen Torsten Sträter, die sich in die Öffentlichkeit stellen und sagen „Hier guck mal, ich auch“. Und je mehr wir das alle tun, in unserem ganz eigenen kleinen Umfeld, umso offener können wir hoffentlich mittel- bis kurzfristig alle drüber reden. Und dann ist es genauso normal irgendwann wie „ich habe mir ein Bein gebrochen“. Das würde ich mir wünschen.

Katja Raschke

Genau. Und die Menschen im Umfeld sind immer gleich mit betroffen. Also beim Thema Depression habe ich einen ganzen Rattenschwanz drumherum. Also die Co-Erkrankten, die das in irgendeiner Form miterleben müssen, aushalten müssen. Die in diesem Umfeld einen Weg gehen, der nicht dazu führen sollte, dass sie selber in den Kreislauf eintreten. Das finde ich auch noch mal einen ganz wichtigen Punkt dabei Das zieht nämlich dann oder kann schnell Kreise ziehen, wenn die Resilienz drum herum nicht so stark ist.

Sabrina Di Pumpo

Ja. Da sind wir wieder bei Aufklärung. Auch Psychoedukation für Angehörige ist wichtig. Nur wie gehe ich damit um? Was kann ich für mich tun, damit es mir trotzdem gut geht?

Katja Raschke

Ja, spannend also. Wir sehen, es ist ein großes Feld. Ein großes Feld an Aufmerksamkeit, was dorthin gelenkt werden kann, gleichzeitig aber auch ein Feld, wo mit vielen kleinen Dingen viel möglich ist, um eine Verbesserung zu erhalten; um eine Brücke zu bauen, vielleicht auch mal eine Verbesserung an der Hand und auch (im Unternehmen) zu sagen: „Pass auf, selbst wenn du jetzt noch nicht hier bist, es brennt erst mal nichts an.“ Da ein Stück weit diese Sicherheit reinzugeben, in dem Rahmen, in dem es möglich ist. Und ich bin immer der Freund der Klarheit. Also klar zu sagen, bis dahin kann ich (als Unternehmer/-in) gehen, bis dahin können wir nicht gehen. Da müssen wir eine andere Lösung finden. Und dann werden wir sie finden. Und das, finde ich, immer sehr wertvoll für beide Seiten.

Sabrina Di Pumpo

Ja, wenn das gelebt wird, dann weiß das auch jeder. Und dann ist das ein zuverlässiger Unternehmenswert.

Katja Raschke

Definitiv. Und gerade so das Thema Fürsorge, Verantwortung. Hat in den letzten Jahren noch mal, glaube ich, einen höheren Stellenwert wieder gefunden. Zum Glück ja, auch wenn durch leidvolle Erfahrungen. Aber, und das ist glaube ich auch etwas, womit gerade kleinere Unternehmen, inhabergeführte Unternehmen noch mal ganz anders punkten können. Und damit sind wir wieder bei meiner Klientel.

Als das noch mal ein großes Unternehmen kann, wo dann mehr so diese Sanwichpositionen, da so ein Auffangbecken sind. Und wenn ich dann sage, ich nehme das durchaus als Gesamtunternehmenswert? Denn da müsste es auf viel mehr Ebenen noch gelebt werden, als das in einem kleineren mittelständischen Unternehmen ohnehin schon möglich ist.

Sabrina, wir werden verlinken, wo die Leute dich finden. Sabrina, hat nämlich nicht nur ihre Praxis im Sauerland, in Werdohl, sondern sie hat auch ein paar Kurse und Meditationen, wenn ich das richtig verstanden habe, die sie auch online anbietet.

Sabrina Di Pumpo

Ja, und ich habe auch Gute-Nacht-Geschichten und so, die findet man überall auf meinen Social-Media Kanälen.

Katja Raschke

Und auch tatsächlich einen Onlinekurs. Ja, also falls da jemand Interesse dran hat, dann werden wir das verlinken. Wer möchte, kann sich gerne mit dir in Verbindung setzen. I

Sabrina, ich danke dir ganz herzlich und wünsche Dir einen wunderbaren Abend.

Sabrina Di Pumpo

Wünsche ich Dir auch.